Dienstag, Oktober 18, 2005

Portugal im Rekordefieber

Neben Sardinen, Portwein und Fado-Gesang ist noch etwas sehr typisch in Portugal: Der ungebrochene Wille, in irgendeiner Sache der Größte, Schnellste, Längste oder Höchste zu sein.

Liegt es daran, dass die frühere Entdeckernation mit der einstmals reichsten Stadt der Welt heute auf dem internationalen Parkett so gar nichts gebacken kriegt? Gewaltige Arbeitslosenquoten, Bildungsmisere, aufgeblähter Beamtenstaat, Korruption und Filz - das ist die harte Realität.

Da freut man sich doch, wenn man das größte Casino Europas hat! Und das größte Aquarium Europas! Und das größte Shopping-Center Europas! Und die besondere Perle: Den größten Weihnachtsbaum Europas! Letzterer eignet sich besonders gut für meine Untersuchung, deren Methode schnell erklärt ist: Genau hinschauen und nachfragen.

Besagter Rekordbaum ist nämlich aus der Nähe betrachtet ein scheußliches Metallungetüm und in etwa so weihnachtlich wie eine Osterpackung Ferrero Küsschen.

Aber es kommt noch besser: Die Metallrohrtanne ist nämlich nicht nur Europas größter Weihnachtsbaum, sondern gleichzeitig Rio de Janeiros ausgemusterter Ex-Weihnachtsbaum, der durch einen neuen -natürlich noch größeren- ersetzt und günstig an die Nachbarnation verscherbelt wurde.

- Nur will das hier keiner wissen, denn was zählt ist der Schein, der schöne.

Darum hat auch jeder hier ein neues Auto. Auf Kredit. Und das aktuelle Tophandy. Auf Kredit. Plasma Fernseher. Auf Kredit. Hier kann man sogar Schulbücher auf Kredit kaufen! Irgendwann wird die Blase allerdings platzen, denn die Rekordejagd kann neue Erfolge verzeichnen:

---> Portugal hat die größte Einkommensschere in ganz Europa.
---> 12% aller Portugiesen leben von einem monatlichen Einkommen um die 300,- Euro.

Ich gratuliere!

1 Kommentar:

Ralf Wokan hat gesagt…

fuer mich kam es noch schlimmer :

neulich oeffnete ich eine Sardinendose und was sah ich ?

UEBERALL OEL UND ALLE FISCHE TOT !!

trotzdem schoenes Wochende !
Konrad